Ursula Weber

Ihren 100. Geburtstag hat sie noch in großem Rahmen gefeiert. Die Pfleger, ihre Zimmernachbarn und die anderen Heimbewohner saßen am gedeckten Tisch beisammen. Ihre Nichte Inge Weihrauch war extra aus Ergoldsbach gekommen. Fein zurecht gemacht, mittendrin, im schönen Kleid: Ursula Weber. Zwölf Jahre hat sie in dem Tegernseer Seniorenheim Schwaighof gelebt. Jetzt ist ihr Zimmer leer geworden. Mit 101 Jahren ist Ursula Weber gestorben. Bei Regensburg als jüngstes von zwölf Kindern geboren, musste Ursula Weber das Elternhaus schon früh verlassen. Zunächst arbeitete sie in einem privaten Haushalt in Oberammergau. Dann ging sie nach Rottach-Egern, wo sie ebenfalls als Haushaltshilfe im Haus der Prinzessin Seyn-Wittgenstein tätig war. Kinder hatte Ursula Weber nicht. Als ihr Mann vor 24 Jahren starb, lebte sie lange Zeit alleine in ihrem Haus in Rottach-Egern. Dann, mit 90 Jahren, verletzte sie sich am Fuß. Das Gehen fiel ihr schwer, Ursula Weber zog in das Tegernseer Seniorenheim. Ihre Nichte Inge Weihrauch besuchte sie oft. Gemeinsam saßen sie im Zimmer und unterhielten sich über früher. Wenn Weihrauch heute an ihre Tante denkt, dann erinnert sie sich vor allem an eine Zeitung lesende Tante. "Sie hat Stunden damit verbracht", sagt sie. "Dadurch ist ihr der Tag nie lang geworden." Nur am Schluss blieb die Zeitung auf Ursula Webers Nachttisch liegen. Das Lesen und das Leben fielen ihr zunehmend schwerer. Isabella Klement