Ulrich Plenzdorf

Ulrich Plenzdorf

* 26.10.1934
† 09.08.2007 in Berlin
Erstellt von Merkur und TZ

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Kondolenz

Von Gerd Wittka, Gelsenkirchen

14.08.2007 um 07:42 Uhr
Viele (ehemalige) Gymnasiasten erinnern sich an Ulrich Plenzdorf. Wer sich mit Goethes "Die Leiden des jungen Werther" herumschlagen musste, für den war es eine Wohltat anschließend Ulrich Plenzdorfs "Die neuen Leiden des jungen W." zu lesen. Mir hat es damals sehr viel gebracht. Und es gehört zu den wenigen Büchern, die ich schon mehrmals gelesen habe. Damit hat sich Ulrich Plensdorf unvergesslich in mein Gedächtnis eingeschrieben. Ich danke Ulrich Plenzdorf dafür! Den Angehörigen und Freunden gilt meine aufrichtige Anteilnahme. Gerd Wittka

Kondolenz

Von Jürgen Naeve, Frankfurt am Main

11.08.2007 um 22:13 Uhr
Wenn ein Mensch wie Ulrich Plenzdorf alles mit Worten ausdrücken konnte, fehlen mir die passenden zu seinem Tode. Er wird fehlen!

Von trauer.de Redaktion (cs), Dachau

09.08.2007 um 16:05 Uhr von Merkur und
So war Plenzdorf der Vater des unorthodoxen Liebespaars "Paul und Paula". Das Alter Ego von Goethes Werther ließ er in "Die neuen Leiden des jungen W." an unserer Gegenwart verzweifeln. Schauspieler Manfred Krug schickte er als West-Berliner Anwalt "Liebling Kreuzberg" zur Horizonterweiterung erst einmal in den Ost-Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. "Von meiner Herkunft her bin ich auf den Osten spezialisiert. Allerdings habe ich das Problem, dass die Interpretation des Ostens längst in West-Hände gelangt ist", sagte Plenzdorf anlässlich seines 70. Geburtstages im Oktober 2004. Deshalb bekomme er wohl auch nicht mehr die ganz großen Drehbuch-Angebote, meinte er etwas desillusioniert. Er fand jedoch, dass die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit besser in den Händen derer sein sollte, die wie er dort jahrzehntelang gelebt haben. Froh war er aber, dass das Thema Ostdeutschland "nun endlich in den Medien angekommen ist, selbst der Bundespräsident redet darüber". Seit mehr als 30 Jahren schrieb der am 26. Oktober 1934 in Berlin geborene Plenzdorf Drehbücher, Erzählungen und Geschichten für Kinder. Seine steile Karriere begann 1972 mit dem Theaterstück "Die neuen Leiden des jungen W.", das am Landestheater Halle uraufgeführt und auch im Westen viel gespielt wurde. Die ein Jahr später veröffentlichte Romanfassung wurde bis heute mehr als vier Millionen Mal verlegt und in mehr als 30 Sprachen übersetzt. In der Verfilmung spielte der Schauspieler und Liedermacher Klaus Hoffmann die Titelrolle, am Deutschen Theater im damaligen Ost-Berlin wurde der junge Dieter Mann als Edgar Wibeau populär, als er von 1972 bis 1978 über 300 Mal als rebellischer 17-Jähriger auf der Bühne stand, die er später auch als Intendant leiten sollte. Plenzdorf erzählte von dem ostdeutschen Lehrling Edgar Wibeau, der sich den Zwängen der Gesellschaft verweigert und in einer abbruchreifen Laubenkolonoie eine kurze glückliche Phase der Freiheit erlebt, eine zufällig gefundene Reclam-Ausgabe von Goethes "Werthers Leiden" immer bei sich. In der DDR galt der Stoff als zunächst "nicht realisierbar". Ein Jugendlicher, der aufbegehrt und das Tragen von Jeans zu seiner Weltanschauung macht und sich schließlich das Leben nimmt - das bedeutete in den Augen besonders linientreuer Genossen eine "skandalöse Diskriminierung" der DDR-Jugend, deren Jargon und Lebensgefühl Plenzdorf so genau getroffen hatte. Immer wieder hatte Plenzdorf Schwierigkeiten mit der DDR-Zensur. Die ebenso realistische wie romantische "Legende von Paul und Paula", von Heiner Carow mit Winfried Glatzeder und Angelica Domröse in den Hauptrollen verfilmt, war in Ost und West gleichermaßen ein Erfolg. In der Nachwende-Zeit standen Plenzdorf, der schon zu DDR-Zeiten im Westen arbeiten durfte, beim Fernsehen die Türen offen. Anfang der 90er Jahre löste er Jurek Becker als Drehbuchautor der ARD- Fernsehserie "Liebling Kreuzberg" ab. Auch bei der Verfilmung von Manfred Krugs Autobiografie "Abgehauen" übernahm Plenzdorf das Drehbuch. Auf Harald Juhnke zugeschnitten war das Szenarium für den Film "Der Trinker" nach dem Roman von Hans Fallada. Einer der Wunschträume des Autors erfüllte sich mit der dreiteiligen Fernsehserie nach Erwin Strittmatters Roman "Der Laden", die Millionen Zuschauer nicht nur im Osten sahen. Text/Foto: dpa