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Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Rut Brandt, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Von trauer.de Redaktion (cs), Dachau
30.07.2006 um 17:41 Uhr von Merkur undRut Brandt wurde am 10. Januar 1920 im norwegischen Hamar als Rut Hansen geboren. Sie wuchs mit drei Schwestern auf. Der Vater der Kinder starb früh, Rut war damals drei Jahre alt. Als Jugendliche trat sie einer sozialistischen Jugendgruppe bei, deren politische Aktivitäten während des Zweiten Weltkriegs auch gegen die deutsche Besatzungsmacht gerichtet waren. Als die Gruppe 1942 wegen illegaler Tätigkeit aufflog, floh sie nach Schweden.
Dort heiratete Rut Hansen das erste Mal. Ihr Ehemann wurde der norwegische Eisenbahner Ole Olstadt Bergaust, der ebenfalls im Widerstand engagiert war. Er starb bald darauf an einer Lungenkrankheit.
1944 lernte Rut den aus Lübeck emigrierten Willy Brandt im Rahmen ihrer Tätigkeit im norwegischen Widerstand kennen, vier Jahre später heirateten die beiden.
In Berlin widmete sich Rut Brandt zunächst ganz ihrer Familie und übernahm dann viele gesellschaftliche Aufgaben. Als Brandt 1966 Vizekanzler und Außenminister wurde, folgte sie ihm mit der Familie nach Bonn. Sie war dort Leiterin des Frauen- und Familiendienstes und später dessen Ehrenpräsidentin. Als Brandt Bundeskanzler war, nahm sie alle Repäsentationspflichten wahr.
Am Tag der Scheidung begegneten sich die beiden zum letzten Mal. Rut Brandt blieb aber auch nach der Trennung noch im gesellschaftlichen Leben der Bundeshauptstadt präsent, was zeigte, dass die ihr Zuneigung ihr gegenüber nicht von der gesellschaftlichen Stellung Brandts abgeleitet war.
Das Leben an der Seite ihres Mannes war für Rut Brandt nicht immer leicht, wie sie dem „Stern“ vor einigen Jahren in einem ihrer letzten Interviews anvertraute. „Natürlich hatte ich zuweilen Angst davor, so aufzutreten, wie man es von mir als Frau des Bürgermeisters, Außenministers oder Kanzlers erwartete“, sagte sie damals. „Trotzdem war ich den größten Teil meines Lebens mit Willy Brandt glücklich.“
Für öffentliches Befremden sorgte, dass sie auf Wunsch von Brandts dritter Ehefrau Brigitte Seebacher-Brandt nach seinem Tod 1992 vom Staatsakt sowie von der Beisetzung in Berlin ausgeladen wurde.
Im selben Jahr erschien ihre Biographie "Freundesland". In einer Rezension der ZEIT wurde Rut Brandt als "großherzige Biographin von Willy Brandt" bezeichnet.
SPD-Chef Kurt Beck erklärte in Berlin, der Tod von Rut Brandt erfülle die deutsche Sozialdemokratie mit Trauer. „Sie war eine großartige First Lady in Berlin und Bonn, als Willy Brandt Regierender Bürgermeister und Bundeskanzler war“, betonte Beck. (sue)