Michi Raubal

Michi Raubal

* 11.07.1970
† 02.01.2025
Erstellt von Merkur und TZ
Angelegt am 03.01.2025
1.381 Besuche

Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Michi Raubal, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Michael Raubal

08.01.2025 um 13:10 Uhr von Merkur /
Foto Michael Raubal  für Michi Raubal

Nachruf

08.01.2025 um 13:09 Uhr von Merkur /

475 Spiele mit vollem Einsatz und ganzem Herzen: Der SC Riessersee verliert in Michael Raubal eine Vereinslegende, die den Klub niemals hängen ließ

 

Für einige Momente herrschte am Sonntag komplette Stille im Olympia-Eissportzentrum. Kein Ton war von den Rängen zu hören. Der Augenblick gehörte nur einem: Michael Raubal, eine der Vereinslegenden des SC Riessersee. In der vergangenen Woche war der frühere Eishockeyprofi im Alter von nur 54 Jahren unerwartet verstorben. Tragischerweise nur wenige Monate nach seinem älteren Bruder Anton Raubal, dem damaligen Co-Trainer des SCR. Für einen jungen Mann ist dieser bewegende Moment noch ein bisschen emotionaler als für die anderen an diesem Abend: Auf dem Eis steht Kilian Raubal (23), Michaels Sohn, der in die großen Fußstapfen seines Vaters treten will. Nach dem Spiel rufen ihn die Fans in der Ostkurve nach vorne. So wollen sie ihm ihr Mitgefühl ausdrücken. Die Gefühle übermannen Kilian Raubal in diesem Moment. Sichtlich trifft es ihn, dass er an dem Ort steht, an dem sein Vater so viel Zeit verbracht hat.

475 Spiele waren es, die Michael Raubal für den SCR bestritten hat. Jedes Mal mit vollem Einsatz und ganzem Herzen. „Der Michi war ein Kämpfer beim Eishockey“, erzählt Andreas Raubal (50), sein jüngerer Bruder und ebenfalls schon eine Legende des Sportclubs. „Jeder der ihn gekannt hat, weiß, wie gut der Michi war.“ Die komplette Jugend durchlief er beim SCR. Bei zwei Europameisterschaften und Weltmeisterschaften spielte er als Jugendlicher. Dann folgte der Sprung zu den Profis. Sofort war der mittlere der drei Brüder gesetzt in der 2. Bundesliga. „Nach seinem ersten Jahr hätte er überall in Deutschland hingehen können“, sagt Andreas Raubal. Wollte er damals aber nicht: „Dafür war er in jungen Jahren zu heimatverbunden.“ Nach vielen Jahren im Dress des SCR folgte dann aber doch irgendwann der Wechsel: Er ging nach Nürnberg. „Ich kann mich noch an das erste Spiel gegen ihn erinnern. Der Trainer hat mich damals persönlich zu seinem Bewacher ernannt.“ Viel genutzt hat dieser taktische Kniff aber nicht: „Ich glaube, er hat direkt mal drei oder vier Punkte gemacht.“

Weitere Stationen auswärts waren Frankfurt und Weiden. In Hessen erlebte er sogar die erste Saison der DEL mit, in der Oberpfalz fand er persönlich sein Glück: Er lernte Frau Karin kennen, dort wurde ihre Tochter Sophie geboren. 1998 schließlich ging es zurück nach Garmisch-Partenkirchen. Dort kam auch Sohn Kilian zur Welt. Auch für den EC Peiting war Raubal noch zwei Jahre aktiv, bis ihn mehrere Verletzungen, darunter ein Kreuzbandriss, zum Karriereende bewegten. Eigentlich. Denn dann kam der Heimatverein nochmals auf Raubal zu. Nach der Pleite in der 2. Bundesliga gab es mal wieder einen Neuanfang. Der SCR brauchte Hilfe von ein paar erfahrenen Recken. Raubal ließ den Klub nicht hängen, spielte gemeinsam mit Martin Holzer und Hubert Buchwieser noch eine letzte Saison.

Kurios, wie die drei Brüder überhaupt zum Eishockey kamen: Helmut Preuß war es, damals Nachwuchstrainer beim SCR, der die Hammersbacher Burschen entdeckte. Und zwar aus dem Zug heraus. Preuß war Lokführer bei der Zugspitzbahn und sah die drei Brüder beim Eishockeyspielen im Garten. „Er hielt sogar an und wollte uns unbedingt überreden, beim SC Riessersee anzufangen.“ Irgendwann gaben die Brüder nach: „Erst hielten wir das noch vor unseren Eltern geheim, haben uns heimlich zum Training geschlichen, weil wir einen Bauernhof daheim hatten und Eishockey teuer war.“ Später gab es dann aber die Unterstützung aus dem Elternhaus. Selbst Schwester Monika spielte bei den Damen in der höchsten Liga.

Auch wenn Eishockey im Hause Raubal immer eine große Rolle spielte, gab es für Michael Raubal auch anderes. Abseits vom Eis war der gelernte Maurer ein talentierter Handwerker, immer fleißig und hilfsbereit. In Hammersbach war er beliebt, seine Tür stand für jeden offen. Unzählige Abende verbrachten sein Sohn, seine Tochter und Freunde bei den Raubals. Wenn einmal nicht über Eishockey diskutiert wurde, dann gab es genug andere Themen oder Spieleabende. Nicht nur der Eissport in Garmisch-Partenkirchen hat viel zu früh eine weitere Legende verloren, sondern auch eine Familie ihren Vater und ein ganzer Ortsteil einen Freund.

DAVID KORBER