Max Merkel

Max Merkel

* 07.12.1918
† 28.11.2006 in München
Erstellt von Merkur und TZ

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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Max Merkel, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Von trauer.de Redaktion (cs), Dachau

29.11.2006 um 11:52 Uhr von Merkur und
Am Morgen schien es noch so, als habe der Abschied von Max Merkel einen ganz anderen, weniger ernsten Charakter. Da war nur von seinen Kolumnen die Rede, die er fast drei Jahrzehnte in der "Bild" verfasste. Damit sei nun Schluss, teilte das Blatt gestern mit. Merkel gehe "in seine wohlverdiente Rente". Der Text war kaum erschienen, da stellte sich heraus, dass das nicht die ganze Wahrheit war. Vormittags bestätigte die Familie, Merkel sei am Dienstagabend, kurz vor seinem 88. Geburtstag, in seinem Haus in Putzbrunn gestorben. So seltsam der Vorgang im Nachhinein anmutet, so sehr passt er zu der verzerrten Wahrnehmung, die Merkel zuteil wurde. Viele Menschen haben den gebürtigen Wiener als Fußballtrainer gar nicht mehr erlebt und kennen ihn nur als den Mann, der auf dem Boulevard über kickende Stars und Sternchen urteilte. Das Bild, das so entstand, wird dem Gesamtwerk keineswegs gerecht. Eine scharfe Zunge hatte Merkel immer, doch ehe sie ihm zu einträglichen Kolumnen verhalf, hatte er eine beeindruckende Karriere auf und neben dem Spielfeld hingelegt. Als Fußballer trug Merkel je einmal das Nationaltrikot von Deutschland (1939) und Österreich (1952), ehe er 1954 in den Niederlanden sein erstes Traineramt antrat. Mit Rapid Wien (1957) und Atletico Madrid (1973) wurde er im Ausland Meister, mit dem TSV 1860 (1966) und dem 1. FC Nürnberg (1968) in der Bundesliga. Zu seiner Zeit, sagt Bayern-Coach Felix Magath, war Merkel "einer der besten Trainer in Deutschland". Wäre der Fußball schon damals ein solches Spektakel gewesen wie heute, hätte geman ihn einen Medienprofi genannt. Als Löwen-Dompteur im Zirkus erregte er genauso Aufsehen wie mit seinem ersten Buch 1968, damals für einen Trainer ungewöhnlich: "Mit Zuckerbrot und Peitsche" (womit seine Arbeitsweise durchaus angemessen wiedergegeben war). Seine gelegentlich verletzenden, aber immer unterhaltsamen Kommentare sicherten ihm dauerhafte Aufmerksamkeit. Wenn auch nicht ungeteilte Zuneigung. Merkels erstes Engagement bei 1860 endete 1966 - ein halbes Jahr nach dem Titel. 14 von 17 Spielern sprachen sich gegen eine weitere Zusammenarbeit aus. 1979 scheiterte ein Engagement beim FC Bayern am Veto der Mannschaft. Doch wie erfolgreich er war, lässt sich am besten daran ablesen, was aus seinen Vereinen wurde, nachdem er weg war. Der TSV 1860 war mit Merkel 1963 Gründungsmitglied der Bundesliga, gewann den DFB-Pokal 1964, stand 1965 im Europacupfinale und wurde 1966 Meister. Nie wieder stiegen die Löwen annähernd so hoch. Ähnlich erging es dem 1. FC Nürnberg. 1968 führte Merkel den Club zur neunten Meisterschaft. Eine weitere kam nicht mehr hinzu. Merkel hinterlässt Ehefrau Marion und eine Tochter. Außerdem eine Zeitungskolumne, die eine Institution war. Der langjährige Profi Bruno Labbadia bekam hier attestiert, "das Intelligenteste" an ihm sei "sein Weisheitszahn". Weltmeister Andreas Möller, wegen seiner weinerlichen Mimik in der Branche unter dem Namen "Heintje" bekannt, durfte über sich lesen: "Der Bengel ist so empfindlich, der holt sich sogar einen Schnupfen, wenn er zu nah an der Drehtür steht." Einen Nachfolger hat die "Bild" womöglich schon gefunden. Im Sommer assistierte erstmals Mario Basler. Als der noch beim FC Bayern spielte, widmete ihm Merkel einen seiner schönsten Sprüche: "Basler ist die teuerste Parkuhr der Welt. Er steht rum - und die Bayern stopfen das Geld rein." Foto: dpa