Markus Wolf

Markus Wolf

* 19.01.1923
† 09.11.2006 in Berlin
Erstellt von Merkur und TZ

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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Markus Wolf, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Von trauer.de Redaktion (cs), Dachau

09.11.2006 um 16:39 Uhr von Merkur und
Als spektakulärster Erfolg Wolfs gilt die Rekrutierung des Kanzlerspions Günter Guillaume. Seine Enttarnung 1974 führte zum Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD). Wann und wo Wolf beigesetzt werden soll, ist noch unklar. Die Linkspartei, Nachfolgerin der ehemaligen DDR-Staatspartei SED, würdigte Wolf als Mann "voller Widersprüche". Mehrere Vertreter der DDR-Bürgerbewegung und Zeitzeugen gaben sich zurückhaltend und wollten sich zum Tode Wolfs nicht äußern. Rainer Eppelmann (CDU), früherer DDR-Pfarrer, sagte, er empfinde keine Trauer. "Ich habe keine hohe Meinung von ihm." Wolf habe sich als "Spitzenmann des Apparates" und "Steigbügelhalter" dafür engagiert, dass die SED weiter regieren konnte. Als Leiter der so genannten Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) führte Wolf über 4000 Auslandsagenten. 1986 schied Wolf im Rang eines Generaloberst aus dem Dienst der Staatssicherheit der DDR aus. Er hatte sich als vorsichtiger Sympathisant von Gorbatschows neuer Perestroika-Politik zu erkennen gegeben. Im Wendeherbst 1989 wurde er am 4. November auf der ersten freien Massendemonstration auf dem Ost- Berliner Alexanderplatz von aufgebrachten Demonstranten ausgepfiffen, die ihm seine kritische Position nicht abnahmen. Wolf sei auf seine Weise "Ausdruck des ,Jahrhunderts der Extreme'" gewesen, sagte der Vorsitzende der Linkspartei, Lothar Bisky. "Er war Kämpfer gegen das Nazi-Regime, Chef der Aufklärung der Staatssicherheit und Schriftsteller, also voller Widersprüche." Ex- DDR-Staatschef Hans Modrow sagte, er habe mit Wolf einen seiner besten Freunde verloren. "Wolf gehörte zu den jungen deutschen Emigranten in der Sowjetunion, die mit der Roten Armee den Kampf gegen den Faschismus führten." Nach der Wiedervereinigung stand Wolf ganz oben auf der bundesdeutschen Fahndungsliste und wurde zunächst zu sechs Jahren Haft verurteilt, was später wieder aufgehoben wurde. Schließlich erhielt er zwei Jahre Haft auf Bewährung. In Beugehaft saß Wolf, weil er sich auch noch Jahre nach dem Untergang der DDR weigerte, Namen seiner einstigen Mitarbeiter zu nennen. Wolf war der Sohn des jüdischen Arztes und Schriftstellers Friedrich Wolf ("Professor Mamlock") und Bruder des Defa-Regisseurs Konrad Wolf, mit denen er 1933 in die Sowjetunion emigrierte. Sein Vater war Kommunist und wurde von den Nazis verfolgt. Die Trauerfeier für Wolf soll nach dem Willen der Familie im engsten Kreis stattfinden. Wann und wo der frühere Spionagechef beerdigt werden soll, wollte eine Vertraute am Donnerstag nicht sagen. Möglich scheint jedoch, dass Wolf wie sein Vater und sein Bruder auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde seine letzte Ruhe findet. Wolfs Vater ist dort in der Gedenkstätte der Sozialisten beerdigt, die zu DDR-Zeiten Prominentenfriedhof für SED-Größen und Widerstandskämpfer war. Sein Bruder Konrad ist in einem anderen Grab ganz in der Nähe bestattet. In Friedrichsfelde wurde 2000 auch Mielke beigesetzt - in einem anonymen Urnengrab. (dpa)