Ludwig Fürruder

Ludwig Fürruder

* 08.05.1926
† 19.01.2022 in Mittenwald
Erstellt von Merkur und TZ
Angelegt am 24.01.2022
507 Besuche

WERDEN SIE INHABER DIESER GEDENKSEITE UND VERWALTEN SIE DIESE.

Neueste Einträge (11)

merkurtz

vom 18.01.2023

merkurtz

vom 05.02.2022

merkurtz

vom 28.01.2022

merkurtz

vom 27.01.2022

Nachrruf

26.01.2022 um 11:10 Uhr von Merkur und

VON CHRISTOF SCHNÜRER

Mittenwald – Als Zehnjähriger steht sein Entschluss fest: „Ich will Feuerwehrmann werden.“ Und Ludwig Fürruder wird es schneller, als ihm lieb ist. Mangels Personal rückt er 1941 als gerade mal 15-Jähriger bei der Mittenwalder Wehr ein. Viele ältere Kameraden verbluten derweil in Hitlers erbarmungslosem Vernichtungskrieg. Nahezu sein ganzes Leben hat Ludwig Fürruder mit der Feuerwehr zu tun – jetzt ist es zu Ende gegangen. Hochbetagt starb der „Binder-Luggi“ im Alter von 95 Jahren.

Mit ihm geht das älteste Ehrenmitglied der Kreisbrandinspektion. „Die Feuerwehrwelt hat mit Sicherheit ein Urgestein verloren“, drückt es Hannes Eitzenberger aus, in persona Kreisbrandrat und Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands. „Ich jedenfalls behalte den Luggi in bester Erinnerung.“ Das tut auch Fürruders langjähriger Mitstreiter Hans Schober (78), der gerade den regelmäßigen Feuerwehr-Stammtisch mit ihm genoss. „Der Luggi war ein korrekter Mensch, gewissenhaft und sehr akkurat.“ Als im Februar 2020 Fürruders geliebte Frau Ruth stirbt, zieht sich ihr Mann merklich aus der Öffentlichkeit zurück – 67 Jahre waren die beiden glücklich verheiratet.

Fürruder wächst in Mittenwald in der Nazizeit auf. 1940 beginnt er eine Lehre zum Bürokaufmann in der Baufirma Vidal. 1944 – der Zweite Weltkrieg steuert auf die deutsche Kapitulation zu – folgt der Einberufungsbescheid. An der Ostfront wird ihm der Arm durchschossen. Im Lazarett bei Karlsbad (Tschechien) hört er via Volksempfänger am 8. Mai 1945 an seinem 19. Geburtstag, dass seine Heimatgemeinde von den Amerikanern eingenommen wurde. Aufgrund seiner Verwundung bleibt Fürruder die Gefangenschaft erspart. Er kehrt heim und ist alsbald als Feuerwehrmann gefragt. Im November 1945 und Anfang Januar 1946 brennt der Obermarkt. Auch die Mittenwalder Hütte wird ein Raub der Flammen. Wie sich später herausstellt das Werk eines notorischen Brandstifters. Am 28. August 1947 qualmt es auch an der Arnspitze. Eine Sirene ertönt nicht. „Mund-zu-Mund-Propaganda – das war unser Alarm“, erinnerte sich Fürruder einmal. In der Elendszeit müssen er und seine Kameraden mit primitivsten Mitteln die Feuersbrunst im Hochgebirge über drei Monate bekämpfen. Am Ende erstickt im November der einsetzende Schnee die immer wieder auflodernde Glut.

Erneut hat sich der junge Fürruder bewährt. 1959 wird der „Binder-Luggi“ mit 33 Jahren Kommandant der Feuerwehr Mittenwald. Er bleibt es bis 1979. Unter seiner Regie gelingt der Umzug der Feuerwache vom Rathaus zum heutigen Standort an der Innsbrucker-Straße. Zudem fungiert Fürruder von 1964 bis 1979 als Kreisbrandmeister und von 1979 bis 1986 als Kreisbrandinspektor für das Obere Isartal.

„Ein Supertyp, ein Feuerwehrmann durch und durch“, schwärmt Albert Niggl aus Krün, der ihm später in dieser Position folgen sollte. Auch Hannes Eitzenberger ist voll des Lobes. Gerade im so wichtigen vorbeugenden Brandschutz erledigte Fürruder seine Arbeit „in bester Manier“.

Doch das Wirken des späteren Ehrenkommandanten und Träger der Goldenen Ehrennadel (dritthöchste Auszeichnung in Mittenwald) allein auf die Feuerwehr zu reduzieren, würde dem „Binder-Luggi“ nicht gerecht werden. So bringt er sich über 70 Jahre im Trachten- und Veteranenverein ein. Zehn Jahre lang lenkt er als Geschäftsführer die Geschicke der Gemeinnützigen Siedlungsgenossenschaft. Verantwortung scheut der Mann, dessen Ehe leider kinderlos bleibt, zu keinem Zeitpunkt. Das gilt auch für die Kommunalpolitik. Von 1966 bis 1984 erhebt er für die Freien Wähler im Marktgemeinderat seine Stimme. „Ich behalte ihn in bester Erinnerung“, sagt Kreisbrandrat Eitzenberger und erinnert sich dabei an die Weihnachtskarten, die man sich immer gegenseitig geschrieben habe.

Am kommenden Freitag wird Ludwig Fürruder, dieser Mittenwalder Feuerwehr-Gigant, zu Grabe getragen. Mit ihm dürfte einer der letzten Kriegsteilnehmer von Mittenwald gegangen sein.

Weitere laden...