Karl Roy

Karl Roy

* 13.03.1933
† 25.05.2013 in Mittenwald
Erstellt von Merkur und TZ
Angelegt am 01.06.2013
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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Karl Roy, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Zur Erinnerung an Karl Roy

03.06.2013 um 08:49 Uhr von Merkur und

 

Mittenwald – Karl Roy hat das Tor zur Welt aufgestoßen. Dank seines Engagements ist die Geigenbauschule und damit auch Mittenwald international bekannt geworden. „Er hat die Weichen dazu gestellt“, zeigt sich seine langjährige Sekretärin Karin Schilling überzeugt. Am vergangenen Samstag ist der ehemalige Direktor der Geigenbauschule (1973 bis 1990) nach schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren gestorben. Am Freitag wurde Roy im Familienkreis beigesetzt.

 

In Erinnerung bleibt ein geradliniger Mann, der wie kein anderer seinen Beruf liebte. „Der Geigenbau war sein Leben“, meint dessen Sohn Joachim, der wie sein älterer Bruder Karl in die Fußstapfen des Vaters trat. Dieser erblickte am 13. März 1933 in Potsdam das Licht der Welt. Aufgewachsen in Hannover, verschlug es Roy 1952 nach Mittenwald. Ein für ihn unbekannter Ort, in dem er Wurzeln schlagen sollte. Denn dort lernte der Geigenbauschüler Viktoria Knilling (Kuinfasl), seine spätere Frau, kennen. „Sie hat ihn in jeder Hinsicht unterstützt“, berichtet Joachim Roy. „Eine andere Frau hätte das wahrscheinlich gar nicht mitgemacht.“

 

In der Tat bewältigte Karl Roy ein beinahe unmenschliches Pensum. Oft brannte bis 2 Uhr morgens in seiner Werkstatt das Licht. Nach wenigen Stunden Schlaf ging’s dann als Lehrer zum Unterricht in die Geigenbauschule. „Mein Vater war extrem fleißig“, meint Joachim Roy. Und international anerkannt obendrein. Zwischen 1973 und 2008 lehrte er beispielsweise an der Universität von New Hampshire auch in Übersee. Jedes Jahr reiste der Mittenwalder dafür drei Monate in die Vereingten Staaten.

 

Der Umgang mit jungen Menschen, ihnen die Liebe zum Instrumentenbau zu vermitteln, beherrschte Roy wie kein anderer. Aber: „Er war eine sehr dominante und autoritäre Persönlichkeit“, beschreibt Sohn Joachim seinen Vater, der gerade als Schuldirektor einiges von seinen Kollegen und Schülern verlangte. Karin Schilling hat mit ihm gute Erfahrungen gemacht. „Er wusste uns zu motivieren, er war einer der besten Chefs.“ Die Mittenwalderin muss es wissen. Immerhin erlebte sie in ihrer Zeit als Sekretärin (1961 bis 2008) gleich fünf ganz unterschiedliche Schulleiter.

 

Karl Roy selbst führte der Weg 1973 an die Spitze. Zuvor stand er seinem Vorgänger Konrad Leonhardt (1958 bis 1973) als Vize zur Seite – ein nicht immer einfaches Verhältnis. Unvergessen in der Vita von Roy, der fließend Englisch sprach, waren internationale Fachveranstaltungen. Eine führte ihn 1965 nach London. Bei einer Ausstellung durfte er mit Queen Elisabeth II., Prinzessin Margaret und deren Gatten Lord Snowdon einige Worte wechseln, den aufmerksamen königlichen Hoheiten von der Faszination Geige vorschwärmen. „Das war ihm eine Herzensangelegenheit“, bemerkt Joachim Roy. Er zeigt sich noch heute beeindruckt von dem „enormen Fachwissen“ des Seniors. „Mein Vater war im In- und Ausland sehr gesucht als Ratgeber und Lehrer.“

Früher als gewollt musste Karl Roy 1990 den Chefsessel in der Geigenbauschule für Werner Bitterer aus gesundheitlichen Gründen räumen. Auch wenn er mit seinem Führungsstil mitunter auch aneckte. „Auf seine Weise ist er immer bescheiden geblieben“, betont Joachim Roy. „Auch wenn’s bei anderen nicht so angekommen ist.“ Eine schwere Krankheit fesselte zuletzt den Geigenbau-Visionär, der bis 1985 180 Instrumente gefertigt hatte, immer mehr ans Bett. Vor einer Woche gab Karl Roy den Kampf auf. Seinem Wunsch, in aller Stille im Kreise der Familie beigesetzt zu werden, kam seine Viktoria am Freitag natürlich nach. Ein letzter Dienst einer Frau, die ihm in jeder Phase den Rücken frei gehalten hatte.                christof Schnürer