Günter Lorber

Günter Lorber

* 12.04.1945 in Mittenwald
† 23.04.2019 in Mittenwald
Erstellt von Merkur und TZ
Angelegt am 26.04.2019
4.208 Besuche

Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Günter Lorber, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

„Doc Holiday“ – eine medizinische Instanz

26.04.2019 um 13:37 Uhr von Merkur und

Mittenwald – Jammern war für ihn keine Option. „Das wird schon wieder“, hat Dr. Günter Lorber vielen seiner Patienten aufmuntert mit auf den Weg gegeben. Auch seine eigene Krankheit lächelte der Mittenwalder beharrlich mit seinem Humor und Lebensmut einfach weg. „Der Papa war der größte Optimist, den ich kenne, er hätte nie aufgegeben“, meint seine Tochter Carolin Lorber.

Nun hat das Herz des Vollblut-Mediziners Lorber aufgehört zu schlagen. Der Mittenwalder verstarb kurz nach Vollendung seines 74. Geburtstags. Mit ihm geht sozusagen eine Instanz im Isartaler Gesundheitswesen. 39 Jahre arbeitete der Allgemeinarzt mit Fachrichtung Sportmedizin in seinem Heimatort. „Die Praxis war sein Leben“, verdeutlicht Verena Wörndle, seine älteste Tochter. „Und er wollte unbedingt, dass es weitergeht.“ Im Herbst 2017 erfüllte sie den Herzenswunsch ihres Vaters und trat in seine riesigen Fußstapfen. „Es hätte für mich nichts Schöneres geben können“, sagte Lorber damals geradezu euphorisch. Jetzt konnte er mit gutem Gefühl in Ruhestand gehen.

Zur Welt kommt Lorber am 12. April 1945 in bewegten Zeiten. Die Endphase des Zweiten Weltkriegs ist in vollem Gange. Unaufhörlich rücken die Amerikaner mit Panzern und Sturmgeschützen Richtung Alpenfestung. Als die Besatzer Mittenwald einnehmen, ist der kleine Günter, der im hiesigen Krankenhaus (heute Bürgerhaus) geboren wird, gerade mal drei Wochen alt. Dennoch genießt der waschechte Mittenwalder – wer kann das heute noch von sich behaupten – in der Gründungszeit der Bundesrepublik eine unbeschwerte Kindheit und Jugend. Und schon bald wird klar, dass der Junior es seinem Vater Carl gleichtun und ebenfalls Arzt werden möchte Sein Medizinstudium absolviert er von 1965 bis 1971 an der Medizinischen Fakultät der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Am 1. Januar 1972 wird es ernst für ihn. Als Assistenzarzt von Gottfried Neureuther, dem damaligen Chef im Kreiskrankenhaus Garmisch-Partenkirchen, sammelt er erste praktische Erfahrungen. 1973 geht’s zur Bundeswehr. Als Stabsarzt dient Lorber 15 Monate bei den Fallschirmspringern in Altenstadt. Seine nächste Station ist die Chirurgie in Penzberg, wo er vier Jahre und vier Monate verbringt. „Sie wollten mich nur ungern gehen lassen“, erinnerte sich einmal Lorber. Doch ihn zieht es nach Hause. Am 1. Juli 1978 wagt er den Sprung in die Selbstständigkeit und eröffnet die Praxis im Gebäude des Posthotels – sein Lebenswerk.

Durch seine kompetente und leutselige Art schließen ihn die Isartaler schnell ins Herz. Das Wartezimmer ist immer gut gefüllt, das Vertrauen der Patienten groß.

Glück hat Lorber auch in anderer Hinsicht. Seine Frau Elisabeth schenkt ihm die Kinder Verena (33), Günter (32) und Carolin (29). Wichtig in seinem Leben ist aber auch die 14 Jahre ältere Schwester Gabriele aus München. Sie hat gerade auf den heranwachsenden kleinen Bruder großen Einfluss – zwei Bilderbuch-Geschwister.

Freundschaften sind „Doc Holiday“, wie ihn viele Mittenwalder scherzhaft nennen, mindestens genauso wichtig. Bis zum Schluss trifft sich Lorber mit seinen Kindergarten-Spezln Stefan, Franz, Gerhard und Hubert Dienstagabend in der Alpenrose. „Mein Vater hatte am liebsten immer ganz viele Menschen um sich“, beschreibt Günter Lorber junior die ausgeprägt gesellige Art seines Papas, für den auch Sport eine wesentliche Rolle spielt. Ob Fußball, Eishockey oder zuletzt Golf – Günter Lorber tankt bei diesen Hobbys Geist, Körper und Seele auf.

Seine Krankheit, die einige Jahre zuvor diagnostiziert wird, akzeptiert er und ignoriert sie zugleich. „Mein Papa war einfach stets positiv eingestellt“, erzählt Verena Wörndle. Die Familie wird Günter Lorber vermissen. „Denn er war einfach unser Zentrum.“                CHRISTOF SCHNÜRER