Gerd Gaupp

Gerd Gaupp

* 08.12.1944
† 26.04.2017 in Mittenwald
Erstellt von Merkur und TZ
Angelegt am 28.04.2017
2.071 Besuche

WERDEN SIE INHABER DIESER GEDENKSEITE UND VERWALTEN SIE DIESE.

Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Gerd Gaupp, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

28.04.2017 um 08:43 Uhr von Merkur und
Foto 1 für Gerd Gaupp

Nachruf

28.04.2017 um 08:42 Uhr von Merkur und

 

Mittenwald 

 

Mut zur Tat – das war für Gerd Gaupp kein Lippenbekenntnis. „Ich hab’ mich nie versteckt und als ,Nicht-Mittenwalder‘ viel erreicht“, betonte er stets. Und man hörte den Stolz darüber förmlich heraus. Für viele überraschend ist der ehemalige Gemeinderat (1976 bis 2002) und Kreisrat (1984 bis 2002) am Mittwoch im Alter von 72 Jahren gestorben.

Seine gesundheitlichen Probleme, die ihn schon länger plagten, glaubte er im Griff zu haben. „Aber zuletzt war der Gerd schon ziemlich schwach“, berichtet Luitpold Wurmer, der mit ihm seit Jugendjahren befreundet war. Nun hat er einen liebgewonnen Menschen, mit dem er viele unbeschwerte Stunden am Eisstadion-Stammtisch verbracht hat, verloren.

Doch Gaupp hatte nicht nur eine gesellige Ader. Er konnte auch resolut sein – gerade bei Rathaus-Debatten. Nichts hasste er mehr, als uninformiert in Sitzungen zu gehen. Wer nichts weiß, „wird zum Ja-Sager und Hinterbänkler“. Das wollte der ambitionierte Gaupp keinesfalls sein – im Gegenteil: Gleich zweimal kandidierte er für seine Partei, die CSU, fürs Bürgermeisteramt. Nach der Niederlage 1984 gegen Hans Neuner (Freie Wähler) ging er 1996 als klarer Favorit ins Rennen. Doch nach einer denkbar knappen Stichwahl triumphierte Kontrahent Hermann Salminger (Freie Wähler). „Ich war stocksauer und enttäuscht“, meinte Gaupp noch Jahre später. „Ich wäre dem Amt gewachsen gewesen und hätte auch was bewegt.“ Nach diesem unerwarteten Nackenschlag war die Luft bei ihm – politisch gesehen – raus. „Am Ende hat’s mir irgendwie keinen Spaß mehr gemacht“, räumte er einmal ohne Umschweife ein. Mehr noch: „Ich war zum Schluss kein guter Gemeinderat mehr.“ Ja, auch Selbstkritik war dem überzeugten Konservativen nicht fremd. Die Goldene Ehrennadel der Gemeinde hat er sich dennoch mehr als verdient.

„Das, was er anpackte, hatte Hand und Fuß“, urteilt Luitpold Wurmer. Nicht nur ihn hat Gaupp „politisiert“. Rudi Haller, bis zum heutigen Tag CSU-Ortsvorsitzender, wurde dieser Posten von seinem Vorgänger Gaupp nach gutem Zureden schmackhaft gemacht. „Gerds Tod ist für uns alle ein großer Verlust.“ Erst wenige Stunden zuvor hatte Haller vom plötzlichen Ableben seines Mentors erfahren.

Dieser kam am 8. Dezember 1944 in Trossingen im Schwarzwald zur Welt. 1958, als Gaupps Vater Edi zu den Gebirgsjägern versetzt wurde, verschlug es auch den Sohn ins Obere Isartal. Dank Schule und Fußballverein lernte er rasch Bayerisch. Der Makel, kein reinrassiger Mittenwalder zu sein, verfolgte ihn aber zeitlebens – und war bei der Bürgermeisterkür 1996 vielleicht wahlentscheidend.

Eine Zäsur in Gaupps Leben bedeutete 1963. Anfang Dezember baute der angehende Hotelkaufmann am Schmalensee mit seinem Wagen einen Unfall. Mit doppeltem Schädelbasisbruch, zertrümmerter Kniescheibe und vielem mehr landete er im Mittenwalder Krankenhaus bei Dr. Leo Schredl auf dem Operationstisch. Tag und Nacht wachten die Ordensschwestern am Bett des Schwerverletzten. „Denen habe ich mein Leben zu verdanken.“ Mit der Karriere im Hotelfach war es allerdings vorbei. So wechselte er zur Mittenwald-Chemie, später „Dokumental“. Dort arbeitete er sich 1999 bis zum Werksleiter hoch. Nach 40-jähriger Betriebszugehörigkeit ging er 2004 in Rente.

 

Nun hatte er mehr Zeit für seine Frau Margret, die Enkelkinder und sein Haus am Waudl. Denn eines war Gerd Gaupp ganz besonders – ein Familienmensch.          

    

Christof Schnürer