Fritz Lechner

Fritz Lechner

* 22.04.1921
† 25.05.2013 in Garmisch-Partenkirchen
Erstellt von Merkur und TZ
Angelegt am 29.05.2013
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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Fritz Lechner, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Genialer Chirurg, der sehr menschlich war

29.05.2013 um 08:59 Uhr von Merkur und

 

Hüft-Papst Professor Fritz Lechner ist im Alter von 92 Jahren gestorben – Ausbau des Klinikums begann unter seiner Federführung

 

Garmisch-Partenkirchen – Er war eine absolute Ausnahmeerscheinung, ein großer Meister seines Fachs und einfach „ein toller Mann“. Denkt Dr. Holm Schlemmer an seinen früheren Mentor, Professor Fritz Lechner, zurück, fallen ihm viele Superlative ein: „Es ist zu 100 Prozent sein Verdienst, dass dieses Provinzkrankenhaus in Garmisch-Partenkirchen eine solche Bedeutung erlangt hat.“ Unter der Federführung des gebürtigen Oberpfälzers hatte 1968 nicht nur der Ausbau des Hauses zu einer Schwerpunktklinik begonnen, er „war zudem der Wegbereiter der Endoprothetik-Erfolgsgeschichte“, hebt Ärztlicher Direktor Dr. Johann N. Meierhofer hervor. Am Samstag ist Lechner im Alter von 92 Jahren gestorben.

Vergessen werden ihn seine früheren Kollegen nie: „Ich kenne wenige Chirurgen dieses genialen Zuschnitts“, sagt Meierhofer. „Professor Lechner hat seine Operationen zelebriert, er hat immer eine unglaubliche Ruhe ausgestrahlt. Zudem war er stets für sein Team da, für seine Mitarbeiter hätte er alles getan.“ Seinen Ruf, der ihm aus dem Klinikum Rechts der Isar in München vorausgeeilt war, wo der Mediziner als strenger, Instrumente werfender Oberarzt beschrieben worden war, hat sich in Garmisch-Partenkirchen nicht bestätigt. „So habe ich ihn nie erlebt“, betont Schlemmer, der 1974 als Assistenzarzt bei Lechner angefangen hatte, bis zu dessen Ausscheiden 1992 eng mit ihm zusammengearbeitet hat und sein Nachfolger wurde. „Im Endeffekt war er ein milder und sanfter Mensch.“

Auszeichnungen, wie die Verleihung des Bayerischen Verdienstordens 1981 oder die der Ehrenbürgerwürde durch den Markt Garmisch-Partenkirchen 1993, freuten ihn zwar und waren ihm auch wichtig, seinen Fokus und seine ganze Energie richtete Lechner aber stets auf seine Patienten. „Er war äußerst charismatisch, jemand, dem die Menschen dankbar waren“, bestätigt Meierhofer. „Sein Kontakt zu ihnen war unglaublich, für sie war er mit seiner menschlichen Art der Allergrößte“, erzählt Schlemmer. Sein Vorstoß in die Endoprothetik – in den 1970er Jahren war Lechner einer von drei, vier Ärzten in Deutschland, die künstliche Hüftgelenke einsetzten – bildete den Grundstein für den guten Ruf des Klinikums. Von Lechner ließen sich zahlreiche Prominente wie Johannes Heesters, Peter von Siemens, der Gastronom Schottenhamel oder der Schriftsteller und Kunstsammler Lothar-Günther Buchheim operieren. Einen Unterschied zu weniger bekannten Persönlichkeiten machte der Chefarzt der Chirurgie nie: „Auf der harten Bank vor seinem karg eingerichteten Zimmer mussten sie alle warten“, erinnert sich Meierhofer schmunzelnd. Bei seinem Antrittsbesuch im Klinikum habe er eine ganze Reihe deutscher Wirtschafts-Bosse erlebt, die dort einer Untersuchung durch den Hüft-Papst harrten.

Neben dem Beruf, für den ihm seine Frau stets den Rücken frei hielt, war ihm die Familie, seine Tochter und sein Sohn sowie die vier Enkelkinder, am wichtigsten. Ausgleich fand Lechner, der in Ettal Abitur gemacht hatte, bei Spaziergängen mit seinem Irish-Setter und beim Klavierspiel. „Als er in Ruhestand gegangen ist, hat er sich noch einen Steinway-Flügel gekauft“, sagt Schlemmer. Auf diesem Instrument spielte der Professor auch noch im hohen Alter, als er gesundheitlich schon sehr angeschlagen war.  Tanja Brinkmann