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Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Dieter Walther, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Dieter Walther
28.04.2015 um 09:44 Uhr von Merkur undÜber drei Jahrzehnte hat Dieter Walther die Geschicke der Musikinstrumentenbau-Firma Gewa geprägt. Nun ist der gebürtige Zwickauer im Alter von 76 Jahren gestorben. Der erfolgreiche, stets bescheidene Unternehmer wurde im Familienkreis in aller Stille in Mittenwald beigesetzt.
von christof schnürer
Mittenwald – Die Trauergemeinde beschränkte sich auf die Familie und einige Freunde – ganz im Sinne von Dieter Walther. „Wenn's mal so weit ist, bitte kein Aufsehen“, soll er zeitlebens gesagt haben. Seine Lieben haben ihm diesen Wunsch erfüllt: Am Freitag wurde einer der erfolgreichsten Arbeitgeber der Region in aller Stille in Mittenwald zu Grabe getragen.
„Dieter wollte nie im Mittelpunkt stehen“, versucht Lebensgefährtin Ulrike Hoffmann die Person Walther zu beschreiben. 16 gemeinsame Jahre waren den beiden vergönnt. „Er hat gerne gelebt und hätte noch gerne gelebt“, meint Hoffmann. „Aber zum Schluss hatte er keine Kraft mehr.“ Sechs Wochen in der Universitätsklinik Innsbruck lagen hinter ihm.
Sein Tod vor einer Woche kam für viele trotzdem überraschend – beispielsweise für Wallgaus Bürgermeister Hansjörg Zahler, der bei Gewa von 1996 bis 2008 im Marketingbereich gearbeitet hat. Er behält seinen ehemaligen Chef als „sehr, sehr bescheidenen und feinen Menschen“ in Erinnerung. „Herr Walther war kein lauter Wirtschaftsmensch, die öffentliche Bühne hat er nicht gemocht.“
Gleichwohl hatte Dieter Walther Biss und Durchsetzungsvermögen, wenn es um die Interessen seiner Firma ging. „Sein Wort hat in der Branche etwas gezählt“, verdeutlicht Hans-Peter Messner, der bei „Gewa music“ seit vielen Jahren als Geschäftsführender Gesellschafter an der Spitze steht. Er weiß, welche Vorarbeit Walther geleistet hat. „Er war ein Mann, der die Branche von der Pike auf kennengelernt hat.“
Was natürlich familiär bedingt war. 1925 wurde „Gewa“ von Georg Walther, dem Vater des Verstorbenen, in Leipzig gegründet. Schon 1927 siedelte der Betrieb ins sächsische Adorf über. Nach der Zwangsenteignung durch das SED-Regime zog das Musikinstrumentenbau-Unternehmen in einer Nacht- und Nebelaktion 1950 nach Mittenwald. Dort wuchs der Betrieb stetig an – erst in der Standortverwaltung der Bundeswehr untergebracht, dann ab 1958 im eigenen Firmengebäude an der Isarauenstraße. Zu Spitzenzeiten zählte Gewa unterm Karwendel knapp 200 Mitarbeiter. Viele Jahrzehnte war der Betrieb der mit Abstand beste Gewerbesteuerzahler Mittenwalds. Millionen von Mark und Euro flossen in die Gemeindekasse.
1971 legte der Vater die Geschicke seines Unternehmens in die Hände seines Sohnes Dieter. Dieser erblickte am 20. November 1938 in Zwickau das Licht der Welt. Als Elfjähriger fand er mit seinen Eltern nach der Flucht aus der DDR in Mittenwald eine neue Heimat. Wie sehr er sie liebte, versucht sein Nachfolger Messner zu erklären. Den kompletten Umzug nach Adorf, der 2005 verkündet und bis 2008 abgeschlossen wurde, habe „Dieter Walther sicher nicht geteilt, Mittenwald war seine Heimat“ – die Entscheidung später aber nachvollziehen können. Messner, der 1988 bei Gewa einstieg und 2003 von Walther die letzten Firmenanteile kaufte, hebt nach wie vor die „beispiellose Zusammenarbeit“ mit seinem Vorgänger hervor.
Nach Walthers Abschied zog sich der einstige Firmenchef noch mehr zurück. Gleichwohl pflegte er seine Hobbys: Segeln am Walchensee, jede Menge Bücher lesen und auf der Geige spielen. „Dieter war ein feinsinniger und feinfühliger Mensch“, schildert ihn Ulrike Hoffmann. So wie er lebte, wollte er beerdigt werden – „bescheiden und zurückgezogen“, ergänzt Walthers von ihm getrennt lebende Frau Annemie, die er in den 1950ern bei der Zugfahrt ins Gymnasium nach Garmisch-Partenkirchen kennen und lieben gelernt hatte, die er 1960 heiratete und die ihm die beiden Töchter Ingrid (53) und Evelyn (50) schenkte.
Der Abschied von Gewa fiel dem Musik- und Literatur-Liebhaber, der fünf Sprachen fließend beherrschte, nicht schwer. Er wusste, wann es Zeit war zu gehen, und war darauf vorbereitet. Ein Stein fiel ihm vom Herzen, als er vor einiger Zeit das brachliegende Betriebsgelände verkaufen konnte. Die Erinnerung an eine erfolgreiche Zeit als Firmenchef (1971 bis 2003) blieb. Wie segensreich das „zielstrebige“ Wirken von Dieter Walther war, belegt die Charakterisierung von Mittenwalds Bürgermeister Adolf Hornsteiner. „Respekt vor dieser Lebensleistung. Herr Walther war ein Vorbild dafür, wie man im 21. Jahrhundert Arbeitsplätze und damit eine Lebensgrundlage schaffen kann.“