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Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Anton Ulrich, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Von trauer.de Redaktion (cs), Dachau
26.08.2006 um 13:28 Uhr von Merkur undMit einer leeren Drei-Liter-Cognacflasche auf dem Tresen in "Tonis Stehausschank" in der Münchner Straße in Feldkirchen hat es angefangen. Darin hat Wirt Anton Ulrich bei seinen Gästen Spenden für Behinderte gesammelt. Binnen zehn Jahren hat er bei Spendenaktionen rund 80 000 Euro für Menschen mit Behinderungen zusammengebracht. Das Bundesverdienstkreuz und weitere Auszeichnungen hat er für sein Engagement bekommen.
Ulrich wurde vor 62 Jahren in Haar geboren und wohnte bis vor 13 Jahren immer in Feldkirchen. Der Wirt war ein fröhlicher und beliebter Mensch. Die vergangenen Jahre wohnte er mit seiner Lebensgefährtin in Mecklenburg-Vorpommern, wo er einem Herzinfarkt erlag. Ulrich hatte keine Kinder und hinterlässt in Feldkirchen Schwester Anna Seitz, Nichte Monika Kreuzer und Neffe Hermann Seitz, der den Stehausschank vor 13 Jahren übernommen und zu einem gemütlichen Pilspub umgebaut hat.
In den 80er Jahren wurde Anton Ulrich über die Ortsgrenzen bekannt, als er mit "Toni Ulrich's Behindertenhilfe" rund 80 000 Euro Spendengelder zugunsten von Menschen mit Behinderung sammelte.
Angefangen hatte alles an einem launigen Abend in Tonis Stehausschank im Jahre 1981. Ulrich, selbst mit einem Klumpfuß gehbehindert, überlegte, wie er im UNO-Jahr der Behinderten selbst Hilfe im materiellen und menschlichen Bereich leisten könne. Acht Operationen, davon zwei sehr schwere, hatte der Feldkirchener damals schon hinter sich, konnte sich gut in die Not der Körperbehinderten einfühlen.
Eine Drei-Liter-Cognac-Flasche war der Start: Binnen drei Monaten war sie gefüllt und 1200 Mark gesammelt, investiert in einen Rollstuhl für die Nachbarschaftshilfe Feldkirchen. Ulrich sah seine Aktion als beendet an, aber Freunde überredeten ihn zum Weitermachen. Es folgten viele weitere Cognac-Spenden-Flaschen. 1985 lud er erstmals zum Spendennachmittag in die Feldkirchner Mehrzweckhalle. Rund 500 Leute kamen, um unter Schirmherrschaft von Strauß-Tochter Monika Hohlmeier an der Tombola teilzunehmen.
Bei der Zehnjahresfeier 1991, dem "7. Bunten Nachmittag" zu Gunsten Körperbehinderter, kamen allein 20 000 Mark zusammen. Mit Flamenco-Tänzen, Darbietungen der Landesschule für Körperbehinderte, der Feldkirchener Vereine und vielen Attraktionen mehr war dieser Jubiläumsnachmittag damals ein kultureller und gesellschaftlicher Höhepunkt im Ort.
Alle Gelder kamen ausschließlich und zielgerecht den Behinderteneinrichtungen im Großraum München zugute. Bargeld gab es von Ulrich nie, nur Sachspenden: Beispielsweise der Kauf der Schimmelstute "Florentina" für das Behandlungszentrum Straußenhof in Waakirchen. Im Laufe der Jahrzehnts wurden Rollstühle, Gehwagen, Therapiekugeln, auch Geschirrspülmaschinen, tragbare Rekorder, sogar Keramikbrennöfen, Computer oder Polstergarnituren für Einrichtungen beschafft.
Feldkirchen würdigte mit der Bürgermedaille die Verdienste von Toni Ulrichs Behindertenhilfe, 1986 erhielt der Wirt die Dank- und Ehrenurkunde des Bayerischen Sozialministeriums, 1990 das Bundesverdienstkreuz.
A. Ganssmüller-Maluche
Foto: rabe