Bernhard Horstmann

Bernhard Horstmann

* 04.09.1919
† 22.01.2008 in Tutzing
Erstellt von Merkur und TZ

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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Bernhard Horstmann, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Von trauer.de Redaktion (cs), Dachau

30.01.2008 um 17:34 Uhr von Merkur und
Bernhard Horstmann wurde 1919 als Sohn eines Rechtsanwalts und als Enkel von Ludwig Ganghofer in München geboren, 1939 machte er sein Abitur auf dem Landschulheim am Solling zu Holzminden. Bereits im Dezember wurde er eingezogen und kam als Offizier zur Flakartillerie. Nach dem Staatsstreich vom 21. Juli 1944 nahm er Kontakt mit Personen des militärischen Widerstandes auf. Das brachte ihm vom Januar bis zum April 1945 Haft im berüchtigten Gefängnis der Geheimen Staatspolizei ein. Er wurde einer der letzten acht Überlebenden, Nach 99 Tagen wurde er entlassen - entlassen in die Schlacht um Berlin. Seine Leidenszeit war aber noch nicht vorüber: Er geriet für zwei Jahre in sowjetische Kriegsgefangenschaft. All dies hat er in seinem Bericht "Prinz-Albrecht-Straße 18" verarbeitet. 1947 kam er zurück. Er studierte Jura und begann nach dem Studium, das er mit der Promotion abschloss, eine langjährige Tätigkeit als Rechtsberater. Aber mit seinem Beruf war er nicht ausgelastet; außerdem spürte er, dass das großväterlich Ganghofer'sche Erbe, die Gabe des Geschichtenerzählens, "ans Licht drängte". Der dama­lige und langjährige Leiter des Bertelsmann-Leserings überzeugte ihn: "Wir brauchen deut­sche, intelligente, kultivierte und spannende Kriminalromane, die vom Thema her die ganze Familie lesen kann. Wollen Sie das für uns versuchen?" Horstmann versuchte es, es wurde auf Anhieb ein Erfolg. Sein erster Kriminalroman "110 - Hier Mordkommission" kam 1960 heraus und brachte eine Auflage von 60 000 Lesern. Horstmann hatte für die Krimis das Pseudonym "Stefan Murr" erfunden. Viele andere Titel folgten, darunter Bestseiler wie "Tödlicher Sand", der 230 000 Lesering-Leser begeisterte. 1974 schloss er seine zweite Ehe mit Charlotte, geb. Heiderich; mit ihr entsteht eine erfolgreiche "Autoren-Gemeinschaft". Nach seiner Pensionierung wurde er zum Full-Time-Autor größerer Arbeiten mit zeitgeschichtlichem und politisch-historischem Hintergrund. Schon die Titel verrieten dies (um nur einige zu nennen): "Affaire Nachtfrost" - "Die Toten der Nefud" - "Bis aller Glanz erlosch" und "Das Herz dieser Stadt". Mit diesem Roman setzte er Berlin und seinem kulturellen Nimbus ein Denkmal. Zwischen 2003 bis 2005 gab er den 16 wichtigsten Romanen seines Großvaters ein Stilge­fühl und einen Erzählrhythmus, der unserem Jahrhundert entspricht. Kennern, denen die ersten Bearbeitungen zur Beurteilung vorgelegt wurden, urteilten einstimmig, dass nach dieser exzellenten schriftstellerischen Leistung Horstmanns noch deutlicher wird, dass auch die Personen und ihre Schicksale noch nachvollziehbarer von innen heraus entwickelt wurden. Auch die Handlungen haben an Spannung und Dramatik gewonnen, was teilweise schon durch die notwendigen Kürzungen erzielt wurde. In einem seiner letzten Interviews argumentierte Dr. Horstmann: "Ich habe durchaus nicht den Ehrgeiz, ,hohe Literatur' zu machen oder gar zu experimentieren und originalitätssüchtig zu werden. Was ich kann, ist das solide und gute Erzählen von Geschichten, die entweder vorhanden sein müssen oder erfunden werden, manchmal auch erfundene und vorhandene Fakten kombiniert. Jedenfalls erscheint es mir traurig, dass das, was ich versuche, in der deutschen Literatur zu wenig respektiert wird, ganz im Gegensatz zur angelsächsischen Literatur von Hemingway bis Graham Greene. Ich sehe mich als einen narrativen Schriftsteller, als einen Erzähler in der Tradition etwa von Hans Fallada oder Alexander Lernet-Holenia, denen ich mich als ebenbürtig ansehe!"