Gianfranco Ferré

Gianfranco Ferré

* 15.08.1944
† 17.06.2007 in Rom
Erstellt von Merkur und TZ

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Von trauer.de Redaktion (cs), Dachau

18.06.2007 um 20:40 Uhr von Merkur und
"Er war ein wahrer Künstler, ein purer, wunderbarer Mensch, der der gesamten Modewelt fehlen wird", sagte Stardesigner Roberto Cavalli. Auch Giorgio Armani, Laura Biagiotti und Valentino zeigten sich tief bestürzt von der Todesnachricht. "Er war ein Gentleman anderer Zeiten", brachte es Mode-Ikone Donatella Versace auf den Punkt. Gianfranco Ferré. Sein Name steht für geradlinige Eleganz, für klare Linien, für die Farben des Orients, für tragbare, feminine Roben. "Die Frau, die ich bevorzuge, ist intelligent, sie ist in der Lage dazu, ihr Kleid selbst auszusuchen und es zu leben", sagte er einmal. "Hinter meiner Mode steht eine echte Frau, die sich selbst verwirklichen will." Noch im Februar wurde seine jüngste Kollektion bei den Prêt-à-porter-Modeschauen in Mailand enthusiastisch gefeiert. Jedoch hat der Designer sich bei seiner Arbeit manchmal auch zu viel zugemutet. Vor Defilées arbeitete er oft bis tief in die Nacht und verlangte seinem schweren Körper zu viel ab. Ferré war ein Gourmet, besonders Süßspeisen waren seine Leidenschaft, die er jedoch wegen einer akuten Diabetes und zwei Schlaganfällen aufgeben musste. Noch 1998 ließ er zum 20-jährigen Jubiläum seiner Karriere eine Torte von sechs Metern Durchmesser für seine 1000 Gäste auffahren. Privat lebte er in einer Villa im Stil des 19. Jahrhunderts in Stresa am Lago Maggiore, wo er moderne Kunst, antike Marine-Fernrohre und chinesische Bronze-Skulpturen sammelte und seine Zeit mit Büchern und klassischer Musik verbrachte. Dabei wollte der am 15. August 1944 in Legnano bei Mailand geborene Maestro eigentlich Architekt werden. 1969 schloss er sein Studium mit summa cum laude ab, hatte dann aber Schwierigkeiten, eine geeignete Stelle zu finden. Also versuchte er es mit Möbel-Design und kurze Zeit später mit Schmuck-Kreationen. Schnell wurde die Presse auf ihn aufmerksam, allen voran die Herausgeberin der italienischen "Vogue", Anna Piaggi, die ihn international bekannt machte. "Seine Kleider waren wie Projekte, er war der Borromini zwischen vielen Berninis", brachte es ein Freund mit Blick auf die beiden Barock- Baumeister auf den Punkt. Die Presse und Kollegen nannten ihn schlicht "Architekt der Mode". 1978 präsentierte Ferré erstmals seine Damen-Kreationen der Öffentlichkeit, 1982 kam auch Herrenmode dazu. Seine ureigene Kreativität fand er aber erst später im Orient. Seine Reisen vor allem nach Indien haben sein Schaffen jahrzehntelang geprägt. "Wahrscheinlich wäre mein Stil ohne mein Zusammentreffen mit dem Orient ganz anders gewesen", sagte Ferré einmal. Ein Meilenstein in seiner Karriere war 1989 die Berufung zu Dior. Als Art Director sollte er die Haute-Couture-Linie für das traditionsreiche Modehaus entwerfen. Obwohl seine Modelle begeistert gefeiert wurden, verließ er Paris 1996, um sich wieder ganz auf sein eigenes Modeimperium zu konzentrieren und es auszubauen. Accessoires, Parfüme, Brillen, Kindermode, Schuhe, Schirme und Krawatten gehörten am Ende dazu. Für seine Entwürfe wurde er mit Preisen überhäuft und erhielt unter anderem mehrfach die höchste Auszeichnung der italienischen Textilindustrie sowie die "Gold Medal of Civic Merit" in Mailand. "Er war einer der ganz Großen, obwohl der Modemarkt dies bisher noch nicht wirklich verstanden hat, denn für ihn zählte nicht der Profit, sondern die Kreation", meinte ein Freund tief bewegt. "Die Geschichte der Mode wird sich länger an Gianfranco Ferré erinnern, als an viele andere." Text/Foto: dpa