Hans Indra

Wenn's um Trachten- und Dirndltradition ging, dann schlug sein Herz einfach ein paar Takte höher: Hans Indra, der Chef der Dirndl-Ecke Am Platzl ist kürzlich verstorben. Er entschlief friedlich im hohen Alter von 95 Jahren. Als gebürtiges Münchner Kindl ließ Hans Indra gemeinsam mit seiner Frau Martha die Trachtentradition in München nach dem Krieg wieder aufleben: Mit 120 Mark Entschädigung und einer Nähmasschine eröffneten der Chemiker und die Textilfachfrau im April 1952 ein kleines aber feines Textilgeschäft am Platzl. 1987 etablierten sie in der Sparkassenstraße ihr Trachtentraditionsgeschäft, die "Dirndl-Ecke". Dort gaben sich Volksschauspieler wie Erni Singerl und Toni Berger die Klinke in die Hand und auch heute noch gibt sich die Prominenz gern ein Stelldichein in der Dirndl-Ecke: "Schauspieler Walter Slezak und seine Frau sind begeistert durch unseren Laden getanzt. Auch Ruth Maria Kubitscheck oder Gerda und Peter Steiner aus dem Theaterstadl sind uns lieb gewordene Kunden", erinnert sich Martha Indra mit einem Lächeln. Aber auch ganz normale Menschen kaufen hier ein, denn: "Wer die richtige Einstellung hat, kann ein Drindl oder eine Tracht mit der angemessenen Würde tragen", weiß Tochter Bobby Gebler-Indra, heute Geschäftsführerin der Dirndl-Ecke. "Noch mit 90 Jahren war mein Papa in der Früh der Erste im Laden und am Abend der Letzte, der den Schlüssel herumgedreht hat. Bis zum Schluss war der seit über 40 Jahren in Germering wohnende Seniorchef mit seinem Geschäft eng verbunden und an allem interessiert", erinnert sich Bobby Gebler-Indra liebevoll. Die Familienbande waren immer eng gewebt und so hielten es die Indras auch mit ihren Mitarbeiterinnen: Seit Jahrzehnten sind sie ihren Maß-Schneiderinnen, Näherinnen und auch den Damen im Verkauf eng verbunden. Auch ihr Vermieter, Peter Inselkammer, sprach der Familie Trost zum Ableben des stets bescheidenen Hans Indra aus: "Nicht nur mit den legendären Modenschauen im Münchner Hofbräuhaus hat sich der gute Ruf der Drindl-Ecke von München aus bis nach Las Vegas verbreitet. Ich teile viele unvergessliche Erinnerungen mit Ihnen und trauere um einen treuen Platzl-Weggefährten", schrieb Peter Inselkammer den Hinterbliebenen zum Tod von Hans Indra, der bescheiden wie er bis zum Schluss war, in aller Stille und im engsten Familienkreis beigesetzt werden wollte. Angi Kiener