Anton Berger

Anton Berger

Erstellt von Merkur und TZ
Angelegt am 07.05.2013
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Gedenkkerze

Belinda

Entzündet am 06.05.2013 um 21:30 Uhr

„Ich ahn’s: Wie nah ist mir der Tod“

06.05.2013 um 12:38 Uhr von Merkur und

 

Der ehemalige Lehrer Anton Berger ist kurz vor seinem 106. Geburtstag friedlich eingeschlafen

 

Bad Tölz – Auf den Weg hatte er sich schon vor geraumer Zeit gemacht, um, wie es Enkel Axel poetisch und ganz im Sinne des Großvaters formulierte, „den Bruder vom Leben, den Tod, zu treffen“. Am Freitagnachmittag ist Anton Berger im wahrhaft biblischen Alter von 105 Jahren friedlich daheim eingeschlafen. Am 20. Mai wäre er 106 geworden.

 

Der frühere Lehrer war der älteste Tölzer und wohl auch Landkreisbürger. Anton Berger war ein bemerkenswerter Mann. In einem Interview zum 102. Geburtstag erzählte er von dem Glück, das er ein Leben lang gehabt habe und wie reichhaltig dieses gewesen sei. Im Krieg, er hat es nie vergessen, traf eine Kugel den Kameraden an seiner Seite in den Kopf. Berger aber blieb stets unversehrt.

 

Der gebürtige Kraillinger kam 1939 als Lehrer nach Tölz und baute dort zusammen mit seiner Frau mit eigenen Händen das Häuschen nahe dem Bahnhof auf. Der bekennende Nicht-Sportler fand im Garteln ein lebenslanges Hobby. Noch kurz vor seinem Tod ging der Kakteen- und Bienenzüchter mit dem Rollator hinaus und genoss die wärmende Frühlingssonne. Er legte gar Hand an beim Schneiden der Spalierbäume.

 

Auch das Hausinnere barg vielfache Betätigungsmöglichkeiten. Berger dichtete, er sammelte Briefmarken, er verfasste – ohne Computer – eine ausführliche Familienchronik und fotografierte und entwickelte selbst. Außerdem spielte er Querflöte und gab am Klavier seinen Kindern Unterricht. „Die Spielräume werden kleiner“, hatte der Tiefgläubige vor drei Jahren klaglos und demütig festgestellt und gedichtet: „Der bunten Steine sind nicht viel, sie schimmern hell und rot. Ich ahn’s: Die Tag’ vor meinem Ziel! Wie nah ist mir der Tod.“

 

Die Welt kehrte sich nach innen. Zuletzt redete er nicht mehr. Als ihm aber die Tochter vor eineinhalb Wochen einmal sein Lieblingsstück, die „Lieder ohne Worte“ von Mendelssohn-Bartholdy, am Klavier vorspielte, da hörte sie den strengen Lehrer von einst bei einem Fehler klar und deutlich sagen: „Falsch!“

 

Vier Kinder, sieben Enkel und sechs Urenkel gehörten zu Bergers Glück. Die Familie betreute ihn zusammen mit einem Pflegedienst bis zuletzt und ermöglichte den Verbleib in seinem Zuhause, wie er es sich gewünscht hatte. Eine gesunde und disziplinierte Lebensweise sei, erzählte er als 102-Jähriger, sein Rezept fürs hohe Alter gewesen. In dem er immerhin mit 82 Jahren noch zum Hausmann wurde, kochen lernte und seine kranke Frau Maria jahrelang betreute.

 

Berger lernte ein Leben lang dazu. Auch bei vielen Reisen mit der Familie. Mit 100 Jahren bestieg er zum Staunen des Reiseführers noch den Vesuv. „Eigentlich war er a kloans Mannderl“, sagt Enkel Axel, bekennt aber: „Für mich war er riesengroß.“

 

Der „Lehrer Berger“, so erinnerte er sich selbst, pflegte einst wohl einen ziemlich autoritären Erziehungsstil. Aber mit den Jahren, erzählt Sohn Anton, hätten ihn die früheren Schüler immer mehr respektiert. Vielleicht deshalb, weil es immer ein gutes Gefühl gibt, einen 100-Jährigen als Erinnerung und Garanten der eigenen Jugend noch lebend zu wissen. Vielleicht war es auch ein Ahnen und ein Gefühl dafür, dass mit dem Tod eines Mannes, der noch den Prinzregenten gesehen hat, Gabriel von Seidl hätte begegnen können, zwei Kriege und acht Tölzer Bürgermeister erlebte, ein Stück der alten Zeit unwiderruflich zu Ende gegangen ist. Man muss das nicht bedauern. Wer aber Anton Berger begegnen durfte, der tut es.

               

 

Requiem

 

ist am Freitag um 9 Uhr in der Stadtpfarrkirche. Die Beerdigung folgt um 10.30 Uhr am Waldfriedhof.

 

 

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